Der kolumbianische Journalist Hollman Morris ist Preisträger des Internationalen Nürnberger Menschenrechtspreises 2011. Dies hat die Jury unter Vorsitz von Nürnbergs Oberbürgermeister Dr. Ulrich Maly in ihrer Sitzung am heutigen Sonntag, 26. September 2010, einstimmig beschlossen. Der 42-Jährige erhält die mit 15 000 Euro dotierte Auszeichnung, weil er „mit bewundernswertem Mut und unter hohem persönlichen Risiko die Opfer des schrecklichen bewaffneten Konflikts in seinem Heimatland Kolumbien sichtbar macht und ihnen in seinen Fernsehsendungen eine Stimme gibt“, so die Jury. Die neunte Preis-Verleihung findet am Sonntag, 25. September 2011, im Nürnberger Opernhaus statt.

Morris arbeitet seit 15 Jahren als Journalist und berichtet über die Opfer von Menschenrechtsverstößen und Gewaltverbrechen. In Kolumbien gibt es seit Jahrzehnten bewaffnete Auseinandersetzungen zwischen Sicherheitskräften, Guerillagruppen und paramilitärischen Gruppen. Einige seiner Recherchen haben bewirkt, dass schwerwiegende Fälle von Menschenrechtsverletzungen nicht mehr straflos geblieben sind. Wegen seiner „journalistischen Anklagearbeit“ sind Morris und seine Familie in den vergangenen zehn Jahren immer wieder angefeindet worden. So gehörte er zu der Gruppe von Journalisten, Oppositionspolitiker und Richter, deren Telefone die kolumbianische Staatssicherheit DAS illegal abhörte. „Wir zeichnen Hollmann Morris auch für seine Beharrlichkeit aus, der sich trotz Bedrohungen nie hat davon abhalten lassen, für seine Sache weiterzuarbeiten“, betonte Oberbürgermeister Dr. Ulrich Maly bei der Bekanntgabe des Preisträgers.

Seine Laufbahn begann Hollman Morris beim Rundfunk, später wechselte er zum Fernsehen und beschäftigte sich als Reporter – darunter auch für BBC, Channel 4 und Radio France Inter – mit den Themen Frieden und Menschenrechte. 2000 richtete er eine Abteilung zu diesen Themen bei der überregionalen Zeitung „El Spectador“ ein und konzentrierte seinen Blick auf den bewaffneten Konflikt aus Perspektive der Menschenrechte. Morddrohungen zwangen ihn, das Land zu verlassen. Amnesty International bot ihm und seiner Familie ein in Spanien angesiedeltes Programm für Menschenrechtsaktivisten an. Nach seiner Rückkehr 2003 leitete er im kolumbianischen Fernsehen das Wochenmagazin „Contravía“ (Gegen den Strom), das vom EU-Andenprogramm für Menschenrechte und Demokratie unterstützt wird.

„Wir haben heute eine gute Wahl getroffen. Die Entscheidung ist auch eine Anerkennung der wichtigen Rolle, die Journalisten beim Schutz der Menschenrechte spielen“, erklärte Jurymitglied Prof. Dr. Theo van Boven. Mit ihrer Entscheidung möchte die Jury, „die Aufmerksamkeit auf die immer noch herrschende Gewalt und Menschenrechtsverletzungen in Kolumbien lenken“. Weitere prominente Mitglieder der international besetzten elfköpfigen Jury sind Prof. Dr. Rajmohan Gandhi, Prof. Dr. Maurice Glèlè-Ahanhanzo, Maître Daniel Jacoby, Irina Bokowa, Dr. Adolfo Pérez Esquivel, Dani Karavan, Shirin Ebadi, Dr. Sonia Picado, Dr. Gareth Evans und Oberbürgermeister Dr. Ulrich Maly.

Seit 1995 vergibt die Stadt Nürnberg alle zwei Jahre die Auszeichnung an Personen, die sich zum Teil unter erheblichen persönlichen Risiken für die Wahrung der Menschenrechte einsetzen. Der Preis ist laut Satzung ein Symbol dafür, dass von Nürnberg, der einstigen Stadt der nationalsozialistischen Reichsparteitage und der menschenverachtenden NS-Rassegesetze, „in Gegenwart und Zukunft nur noch Signale des Friedens und der Völkerverständigung ausgehen“.

Die bisherigen Preisträger waren 1995 Sergej Kowaljow (Russland), 1997 Khémaïs Chammari (Tunesien) und Abe J. Nathan (Israel), 1999 Fatimata M’Baye (Mauretanien), 2001 Bischof Samuel Ruíz García (Mexiko) und 2003 Teesta Setalvad (Indien) und Ibn Abdur Rehman (Pakistan), 2005 Tamara Chikunova (Usbekistan), 2007 Eugénie Musayidire (Ruanda) und 2009 Abdolfattah Soltani (Iran). Weitere Informationen erhalten Sie unter www.menschenrechte.nuernberg.de.