Mit dem Wahlsieg von Evo Morales Ende 2005 wurde in Bolivien eine neue Ära eingeleitet. Groß waren die Hoffnungen, die mit dem ersten indigenen Präsidenten und seiner „Bewegung zum Sozialismus“ (MAS) verbunden wurden. Bereits im ersten Regierungsjahr wurden die Kohlenwasserstoffressourcen nationalisiert und eine verfassunggebende Versammlung einberufen. Die neue Verfassung vom Januar 2009 definiert Bolivien als plurinationalen Staat mit Autonomiemodellen auf verschiedenen Ebenen. Indigene Anliegen wurden in exemplarischer Weise berücksichtigt und die Messlatte in sozialer und ökologischer Hinsicht sehr hoch gelegt. Im Oktober 2014 wurde erneut gewählt und eine dritte Amtszeit von Präsident Morales eingeläutet. Doch zwischenzeitlich nimmt auch die Kritik zu. Nach fast einem Jahrzehnt des Änderungsprozesses gibt es Anlass für eine Zwischenbilanz.
Dr. Robert Lessmann ist Soziologe, Politologe, Mitglied der Informationsgruppe Lateinamerika (IGLA) in Wien, Senior Research Fellow und Lehrbeauftragter am Institut für Internationale Politik und Außenpolitik der Universität zu Köln. Er hat in Bolivien gelebt und gearbeitet und ist Autor des Buches: „Das neue Bolivien – Evo Morales und seine demokratische Revolution“, Zürich, 2010. Eben erschien von ihm: „Der Drogenkrieg in den Anden“